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(AMTZELL/rau) Der SPD-Ortsverein hatte zum 2. Amtzeller Energie-Forum ins alte Schloss eingeladen. Dabei wurde über den „Energie-Mix der Zukunft“ diskutiert.
Was die Diskussionsteilnehmer einte, war das Unverständnis für das Hin und Her bei den Förderungen und Gesetzen, für das Fehlen eines Gesamtkonzeptes. Und sie waren sich auch einig, dass es keinen Sinn macht, nur eins zu eins von fossilen auf erneuerbare Energien (EE) umzustellen, ohne massiv den Energieverbrauch einzuschränken.
Das Stichwort „Energiemix“ setzte bei Thomas Knapp, energiepolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, rednerische Energie frei. „Einen Kompromiss gibt es nicht, wir müssen deutlich was verändern“, erteilte er Forderungen nach „ein bisschen mehr fossile und ein bisschen weniger oder langsamer auf erneuerbare Energien umstellen“ eine Absage. Das Landtagsprogramm 20/20 der SPD sehe einen Anteil der EE bis 2020 auf 20 Prozent vor, nicht nur beim Primärverbrauch sondern auch bei Verkehr und Wärme. „Wir orientieren uns da an der EU“, stellte er klar.
Bei der Wärme sei eine Einsparung von 50 Prozent kein Problem, „die Mär vom Komfortverlust bei Einsparung ist Quatsch.“ Bei der Windkraft lasse das Land das Potential darniederliegen, klagte er über „Windverhinderungspolitik“. Baden-Württemberg sei halb so dicht besiedelt wie das gleichgroße Nordrhein-Westfalen, dort gebe es aber fast das Siebenfache an Windkraftanlagen, betonte Knapp.
„Kleinvieh macht auch Mist“, sieht Michael Maucher von der Energieagentur Ravensburg ein Potential an der Basis – Energie gar nicht erst verbrauchen, war sein Tenor. Er mahnte gerade auch für Kommunen ein Gesamtkonzept an: „Wie effizient kommt das Wasser bei Ihnen an, wie effizient wird das Abwasser entsorgt?“ Maucher sprach sich auch für dezentrale Energieversorgung aus, „denn was bringt uns eine Windkraftanlage in der Ostsee, der Strom kommt nie bei uns an.“
Spielball der Politik
Bei den Biogasanlagen sieht er die Probleme in der häufig noch fehlenden Nutzung der Abwärme. „Der Umsatz muss zur Entwicklung passen“, mahnte Hans-Jürgen Schnell, dessen Amtzeller Firma Zündstrahlmotoren für Biogasanlagen und Blockheizkraftwerke herstellt.
Er sieht die Branche als Spielball der Politik, Firmen müssten sich deshalb internationalisieren. „Bioenergie ist gespeicherte Sonnenenergie und Regelenergie, die auffängt, was die Photovoltaik nicht kann“, sagte Schnell.
Am Beispiel Amtzell sprach er von einem Flächenbedarf für Bioenergie von sieben Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche bei einem Anteil von 30 Prozent an den EE. Wäre in den vergangenen 25 Jahren die Tierhaltung nicht um die Hälfte gesunken, würde beispielsweise für die Bullenmast heute mehr Mais angebaut als für Biogas. Er nannte das Erneuerbare-Energien-Gesetz eine Erfolgsstory, die bereits in über 50 Ländern kopiert worden sei.
„Die Bevölkerung mitnehmen“, war eine Forderung Knapps, die Mehrheit in Deutschland sei für den Einsatz der EE. Er monierte: „Wir hatten einen Konsens in Baden-Württemberg, der wurde mit dem Atom-Deal aufgehoben und jetzt weiß keiner mehr, wo es hingeht.“
Er sei sich sicher, dass der neue Atomkonsens gerichtlich angefochten werde, aber die Unsicherheit sei das Schlimme.
Ein Zuhörer erinnerte, dass jeder den Atomausstieg machen könne: „Sie müssen nur den Anbieter wechseln.“