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Der Ausbau der deutschen Nordsee-Windparks dauert länger als gedacht. Schuld sind fehlende Schiffe - und zu viel Sturm.
Bettina Morlok muss ihre Gäste zur Begrüßung um Verständnis bitten. Das Wetter spiele leider nicht mit, sagt sie, darum verzögere sich der Abflug des Hubschraubers um einige Stunden. Morlok ist eigentlich selbst nur zu Gast hier am Flugplatz in Emden. Als Geschäftsführerin der Südweststrom Windparkgesellschaft arbeitet sie sonst in Tübingen. Aber an diesem Tag hat sie Gesellschafter von Stadtwerken und Journalisten aus der ganzen Republik nach Ostfriesland eingeladen. Ursprünglich sollte es um die Inbetriebnahme des ersten kommerziellen Offshore-Windparks in Deutschland gehen. Doch am Ende lernen die Gäste vor allem eins: Dass so ein Windpark auf hoher See viel Geduld braucht.
Die Ziele sind ambitioniert: 25.000 Megawatt, so steht es im Energiekonzept der Bundesregierung, sollen bis 2030 ans Netz. Das wäre dann mehr als die Leistung aller heute laufenden Kernkraftwerke zusammen. Doch dafür müsste man 5000 Windräder ins Meer stellen von der Sorte wie der Betreiber Bard sie da draußen, 80 Kilometer nördlich von Borkum, verbaut. Bis jetzt haben sie ganze zwölf Anlagen geschafft - in sieben Monaten.
"Wären die Anlagen schon in Betrieb", sagt Bettina Morlok, "wären die Bedingungen ideal gewesen." Mit dem Wind der letzten Wochen hätten die zwölf Räder eine 50.000-Einwohner-Stadt wie Emden versorgen können. "Aber für den Bau war das schlecht." Entweder die Wellen waren zu hoch oder zu lang, jedenfalls lag die "Wind Lift 1", das Bard-Montageschiff, viele Tage im Hafen, statt Stahlrohrfundamente in den Meeressand zu rammen.
Die Arbeiten sind mehrere Monate hinter Plan. Das Hafengelände steht voll mit fertigen Gondeln und Rotorblättern. Fertig wird der Park statt wie geplant 2011 erst im Sommer 2012. Und auch der Netzanschluss der ersten Anlagen verschob sich von August auf Anfang November. Jetzt, sagt Morlok, solle er in den nächsten zwei Wochen erfolgen.
An diesem Dienstag ist das Wetter gut genug zum Arbeiten. An der Trafo-Plattform verlegen die Taucher in 40 Meter Tiefe die Kabel. Und die "Wind Lift 1" baut gerade das 13. Fundament. Dort kann man momentan keinen Besuch gebrauchen. Auch nicht, wenn mit Südweststrom-Aufsichtsratschef Boris Palmer, dem grünen Oberbürgermeister aus Tübingen, sozusagen der neue Besitzer mit dem Hubschrauber kommt. Die Arbeitszeit ist einfach zu wertvoll, sagen sie bei Bard.