Wednesday, January 26, 2011

Isra-Mart srl:Biodieselbranche stemmt sich gegen Imageschaden durch Dioxinskandal

www.isra-mart.com

Isra-Mart srl news:

Über 450 Vertreter der Biokraftstoffbranche aus dem In- und Ausland diskutierten während des 8. Internationalen BBE/UFOP-Fachkongresses „Kraftstoffe der Zukunft“ am 24. und 25. Januar in Berlin über die Erfahrungen mit der Umsetzung der Nachhaltigkeitskriterien für Biokraftstoffe in die Praxis, die sich daraus ergebenden Anforderungen an die Branche sowie die Folgen für die Marktentwicklung der unterschiedlichen Biokraftstoffe.

Während sich die Branche dabei optimistisch zeigte, rechtzeitig zertifizierte Ware in ausreichender Menge in Deutschland anbieten zu können, erwiesen sich auf internationaler Ebene die nur schleppende Umsetzung in den übrigen EU-Mitgliedsstaaten und die nach wie vor ausstehende Anerkennung der deutschen Systeme bei der EU-Kommission als ernstes Hindernis. „Fehlende gegenseitige Anerkennung der nationalen Systeme und ausbleibende Biomasseimporte aus den EU-Staaten dürfen nicht zu einer Störung des Binnenmarktes führen und Wettbewerbsnachteile für die deutschen Produzenten zur Konsequenz haben“ äußerte sich Helmut Lamp, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes BioEnergie (BBE) besorgt und appellierte an die EU-Kommission, die Umsetzung in Europa mit mehr Nachdruck einzufordern.

Lamp zeigte sich mit Blick auf den Teersandabbau in Kanada, der Ölförderung im Nigerdelta oder der hochriskanten Tiefseebohrungen empört, dass „die Mineralölindustrie nicht die gleichen Auflagen zum Schutze der Natur und die gleichen Anforderungen zur CO2-Bilanzierung für die von ihr mit immer größerem Aufwand und Umweltschäden geförderten Öle erfüllen muss, wie sie es von den Biokraftstoffen vehement eingefordert hat“ und rief die anwesenden Politikvertreter zum Handeln auf.

Seit Januar 2011 muss für die in Deutschland verwendeten Biokraftstoffe nachgewiesen werden, dass die in der EU-Richtlinie 2009/28/EG festgeschriebenen Nachhaltigkeitsanforderungen zum Schutz wertvoller Ökosysteme und zur signifikanten Minderung der Treibhausgasemissionen eingehalten werden. Mit der Umsetzung der Nachhaltigkeitsverordnung in die Praxis und der Etablierung entsprechender Zertifizierungssysteme hat die deutsche Biokraftstoffbranche alle Voraussetzungen geschaffen, die Nachhaltigkeit ihrer Ware jetzt auch rechtsverbindlich zu dokumentieren.

Der Vorsitzende der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP), Dr. Klaus Kliem, nahm den Dioxin-Skandal zum Anlass zu kritisieren, dass neben der Landwirtschaft auch die Biodieselindustrie unverschuldet unter einen Generalverdacht geriet. Der öffentliche Image-Schaden sei enorm, weil in den Medien Biodieselherstellung, Mischfettsäuren und Dioxinbildung irreführend vermengt wurden. Der UFOP-Vorsitzende stellte fest, dass die Biodieselbranche hier mit einem angemessenen Risikomanagement reagieren werde. Der Vortrag von Professor Dr. Martin Mittelbach von der Technischen Universität Graz zum Thema „Biodiesel und Dioxinbildung - zwei Prozesse, die sich ausschließen?“, habe deutlich gemacht, dass bei der Biodieselproduktion keine Bedingungen für die Dioxinentstehung gegeben seien, betonte der UFOP-Vorsitzende.

Dr. Kliem erläuterte die nach wie vor schwierige Situation der Biodieselindustrie in Deutschland, deren Kapazität mit etwa 2,5 Mio. Tonnen Produktion nur zu 50 Prozent ausgelastet sei und erinnerte deshalb an die Forderung der Biokraftstoffverbände, den Reinkraftstoffmarkt wiederzubeleben. Das Quotenjahr 2010 bestätige, dass über den Quotenhandel mit B100 der Steuerausfall fast kompensiert werde und forderte eine für die Quotenerfüllung erforderliche steuerbefreite Biodieselmenge in Höhe von 400.000 Tonnen. Hierdurch hätten auch kleinere und mittlere Biodiesel- und Pflanzeölkraftstoffhersteller sowie der Handel wieder eine Perspektive.

Deutschland gehe in der Europäischen Union mit der Erfüllung der Treibhausgasverpflichtung im Mobilitätssektor voran, diese Position könne jedoch nur dann behauptet werden, wenn durch eine Kombination aus Steuerbegünstigung, Quotenhandel und Quotenverpflichtung dieser Weg fortgesetzt werden könne, unterstrich der Vorsitzende seine Forderung.

Mit der seit dem 1. Januar 2011 nunmehr möglichen flächendeckenden Markteinführung von E10 verbindet der UFOP-Vorsitzende die Erwartung, dass der Bioethanolabsatz in Deutschland durchaus von derzeit 0,9 auf 1,5 Mio. t ansteigen könne. Naturgemäß könne die Markteinführung bedingt durch die erforderlichen Umstellungsmaßnahmen der Tankstellen und der Distribution nur schrittweise vorangehen. Zudem müsse auch der Verbraucher im Hinblick auf die Verwendung von E10 in freigegebenen Fahrzeugen umfassend informiert werden, stellte der UFOP-Vorsitzende fest.

Als grundsätzliche Herausforderung sieht der UFOP-Vorsitzende die ohne Probephase umzusetzende EU-Richtlinie zur Förderung der Verwendung erneuerbarer Energien in Form der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung an. Auch hier gehe Deutschland voran mit dem Ergebnis, dass nur noch zertifizierter Rohstoff für die energetische Nutzung verwendet werden dürfe. Dies habe zum Ergebnis, dass die Rohstoffverfügbarkeit und die bisher flexible Distribution eingeschränkt werde. Ohne Zertifizierung und Nachhaltigkeitsnachweis können Biokraftstoffe nicht mehr auf die Quotenverpflichtung angerechnet bzw. eine Steuerbegünstigung beantragt werden. Die aktuelle Preisrallye, insbesondere bei Raps, sei ein Ausdruck dieser nationalen Umsetzung. Dr. Kliem forderte daher Agrarhandel und Verarbeitungsunternehmen auf, die Möglichkeiten des Rohstoffhandels durch die Erweiterung des Massenbilanzzeitraums bis Ende Juni 2011 auszuschöpfen.

Die EU-Kommission müsse schnellstmöglich die eingereichten Zertifizierungssysteme, u.a. von ISCC und REDcert, anerkennen, damit die Mitgliedstaaten die nationale Umsetzung vollziehen können. Kritisch merkte Dr. Kliem an dieser Stelle an, dass leider die Chance verpasst wurde, im Hinblick auf die administrative Umsetzung in der EU Standards zu schaffen. Es sei jetzt zu befürchten, dass im Wege der nationalen Umsetzung ebenso unterschiedliche bürokratische Systeme geschaffen werden und die flexible Vermarktung von Rohstoff- und Biokraftstoff als selbstgemachtes Problem im Binnenmarkt behindert werde.