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nvestoren sollten künftig bei ihrer Anlageentscheidung stärker auf die Treibhausgas-Emissionen von Unternehmen achten. Bei einigen Konzernen drohen die Kosten für Emissionsrechte zur großen Belastung zu werden.
FRANKFURT. Was für ein Glück, dass wir die Wirtschaftskrise hatten! Den meisten Anlegern dürfte so ein Satz sicherlich nicht über die Lippen gehen, vielleicht aber manchem Umweltschützer.
Wegen der Krise ist Deutschland seinem Klimaziel für das Jahr 2020 deutlich näher gekommen. Bis dahin sollen die Emissionen von Treibhausgasen 40 Prozent unter dem Niveau von 1990 liegen. "Wirtschaftskrise führt zum stärksten Emissionsrückgang seit Gründung der Bundesrepublik", jubelte jüngst das Umweltbundesamt: Um 8,4 Prozent sind die Treibhausgasemissionen im vergangenen Jahr gesunken.
In Wirklichkeit war die Wirtschaftskrise aber kein Segen. Gesunken ist zu allererst die Wirtschaftsleistung. Wer weniger produziert, stößt weniger Schadstoffe aus. Logisch. Der Haken: Wer weniger produziert, investiert auch weniger in Nachhaltigkeit. Auch logisch. Auf langfristige Sicht hat die Krise dem Klima damit wahrscheinlich mehr geschadet als genützt.
Energie- und Baustoffkonzernen drohen hohe zusätzliche Kosten
Wie sich die Emissionen entwickeln, ist nicht nur für Umweltschützer, sondern auch für Anleger interessant. Das Carbon Disclosure Project, ein Zusammenschluss internationaler Investoren, befragte kürzlich 200 große deutsche Unternehmen zu ihrer Klimabilanz. Die Studie zeigt, dass CO2-intensiven Unternehmen große finanzielle Gefahren drohen.
Zwei Drittel der befragten Unternehmen produzierten 2009 im Verhältnis zum Umsatz deutlich mehr Kohlendioxid (CO2) als im Jahr davor. Oder anders ausgedrückt: Die Emissionen sind weniger stark gefallen als die Umsätze. Eine höhere Emissionsintensität kann bei Energiekonzernen oder Baustoffherstellern Riesenlöcher in die Kalkulation reißen, zumal die Kosten für Emissionsrechte in Zukunft kräftig steigen sollen.
Beispiel Heidelberg Cement: Für jede Million Euro Umsatz setzt der Baustoffkonzern 4,6 Mio. Tonnen CO2 frei. Interessant ist dabei folgende Rechnung: Beim aktuellen Preis für zugeteilte Emissionsrechte von 15 Euro pro Tonne CO2, so die Studie, verpuffen bei Heidelberg Cement 31 Prozent des Gewinns durch Treibhausgaskosten. Wäre die zweieinhalbfache Gebühr von 37,50 Euro fällig, was als moderates Szenario für die Umsetzung der Klimaziele der wichtigsten Industriestaaten (G8) gilt, wären mehr als drei Viertel des Gewinns dahin.
Das alles ist eine Modellrechnung. Dass die Mehrkosten tatsächlich irgendwann so in der Bilanz auftauchen, ist unwahrscheinlich. Doch zeigt es, dass ein Unternehmen mit schlechter Klimastrategie auf lange Sicht für Investoren eine gefährliche Anlage ist. Wer als Anleger nur danach schaut, ob jedes Jahr die Emissionen in Deutschland die von der Politik gesteckten Ziele erreichen, übersieht den Kern der Sache: Unternehmen sollten so aufgestellt sind, dass sie auch bei weltweit wachsender Bevölkerung und höherem Lebensstandard weder Klima noch Bilanzen überfordern.